{"id":6606,"date":"2022-10-20T15:50:40","date_gmt":"2022-10-20T13:50:40","guid":{"rendered":"https:\/\/mainetcare.de\/?p=6606"},"modified":"2024-10-22T18:26:44","modified_gmt":"2024-10-22T16:26:44","slug":"abmahnungen-bezueglich-google-fonts","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/mainetcare.de\/vorsicht-falle\/abmahnungen-bezueglich-google-fonts\/","title":{"rendered":"Abmahnungen bez\u00fcglich Google Fonts"},"content":{"rendered":"\n

Immer wenn man denkt, perfider gehts nicht mehr, wird man doch wieder \u00fcberrascht vom Einfallsreichtum einiger Black-Hat-Juristen.<\/p>\n\n\n\n

In den letzten Tagen haben zwei Kanzleien (ein Anwalt mit D\u00fcsseldorfer Adresse und ein Anwalt aus Berlin) etliche Abmahnungen wegen nicht datenschutzkonformer Einbindung von Google Fonts auf Webseiten an Website-Betreiber versendet.<\/p>\n\n\n\n

In diesen Abmahnungen werden Mandanten vertreten, die sich in ihren Rechten bez\u00fcglich des Datenschutzes verletzt f\u00fchlen, weil sie angeblich Ihre Website besucht haben und sich durch das Weiterleiten der IP-Adresse an Google via Google Schriftarten in ihrem Pers\u00f6nlichkeitsrecht verletzt  f\u00fchlen.<\/p>\n\n\n\n

Auch wenn man erst mal Ruhe bewahren sollte: Diese Anschreiben sind unangenehm, insbesondere wenn man als Empf\u00e4nger erst einmal nur mit technischen Details bombardiert wird. Es ist schon f\u00fcr Menschen vom Fach schwer genug, alle Fallstricke, die sich aus vielen Gesetzes\u00e4nderungen und Urteilen ergeben, vorausschauend zu behandeln. Hier eine grobe Erl\u00e4uterung wie es zu dieser Abmahnwelle gekommen ist:<\/p>\n\n\n\n

Wie kann die Abmahnung m\u00f6glich sein?<\/h2>\n\n\n\n

Google Fonts sind Schriftarten mit Freien-Software Lizenzen, die Google in einem gro\u00dfen Verzeichnis mit \u00fcber 1400 Schriften zur Verf\u00fcgung stellt. (https:\/\/fonts.google.com\/<\/a>). Standardm\u00e4\u00dfig bietet Google an, dass die Schriften, die man auf seiner Website benutzen m\u00f6chte, \u00fcber deren Server auf Ihre Website ausgeliefert werden. Das ist einfach wartbar, da zentral und schnell. Nehmen wir an, Sie haben eine Website mit der h\u00e4ufig benutzten Google Schriftart “Open-Sans”.<\/p>\n\n\n\n

Wenn ein Besucher Ihre Website besucht, meldet der Server Ihrer Website \u201cHey, es gibt tats\u00e4chlich jemanden, der unsere Seite anschauen will. Alarm! Google Server, bitte gib mir mal schnell die Schriftart \u201cOpen Sans”, so dass ich die komplette Seite dem Besucher zeigen kann<\/em>\u201d.  In der HTML-Welt sieht eine Anfrage so aus:<\/p>\n\n\n\n

<link href=\"https:\/\/fonts.googleapis.com\/css2?family=Open+Sans<\/strong>\" rel=\"stylesheet\"><\/code><\/p>\n\n\n\n

Wie kommt die \u201cPers\u00f6nlichkeitsverletzung\u201d ins Spiel?<\/h2>\n\n\n\n

Um die Kommunikation zwischen verschiedenen Knoten im Internet zu erm\u00f6glichen, braucht jeder Knoten eine IP-Adresse. So ist das Internet im Prinzip aufgebaut.<\/p>\n\n\n\n

Ein Besucher Ihrer Website hat eine IP-Adresse (z.B. von der Telekom), mit der sie oder er in der Weltgeschichte herumsurft. Der Rechner, auf dem Ihre Website l\u00e4uft, auch Server genannt, hat ebenfalls eine IP-Adresse. Und der Google Rechner also der Schriftserver hat ebenfalls eine IP-Adresse.<\/p>\n\n\n\n

Ihre IP-Adresse, die Sie zum Surfen im Internet benutzen, geh\u00f6rt laut eines Urteils des Europ\u00e4ischen Gerichtshofs zu Ihren personenbezogenen Daten und sollte daher von anderen Teilnehmern im Netz besonders gesch\u00fctzt werden. Das regelt unter anderem in Deutschland die DSGVO.<\/p>\n\n\n\n

Datensch\u00fctzer argumentieren, dass die IP-Adresse des Besuchers \u00fcber diese Kommunikation den EU Raum verlassen kann und in den USA bei Google landet. Diese k\u00f6nnten diese speichern und das ist ohne die Einwilligung des Besuchers nicht in Ordnung.<\/p>\n\n\n\n

Darauf beziehen sich nun die Anw\u00e4lte.<\/p>\n\n\n\n

Ein Mitglied der \u201cInteressengemeinschaft Datenschutz\u201d hat nun angeblich Ihre Website besucht und dabei ist es passiert, dass die IP-Adresse durch das Ausliefern der Schrift an Google weitergegeben wurde.<\/p>\n\n\n\n

Es wird mit Screenshots der Quelldatei ihrer Website und anderen Beweismitteln argumentiert. Mit Schadenersatzforderungen zwischen 170,- bis ca. 250,- Euro wird Ihnen angeboten, dass damit alle Anspr\u00fcche abgegolten sind.<\/p>\n\n\n\n

Die Summe der Entsch\u00e4digungszahlungen ist gerade so hoch bzw. niedrig, dass viele Empf\u00e4nger lieber bezahlen, als sich den Stress mit der Anwaltssuche und dem Widerspruch zu machen. Wenn man das massenartig versendet und nur ein kleiner Prozentanteil der Angemahnten zahlt, verdienen die Anw\u00e4lte und die fraglichen Mandanten viel Geld.<\/p>\n\n\n\n

Was kann man dagegen vorbereitend tun?<\/h2>\n\n\n\n

\u00dcberpr\u00fcfen Sie zun\u00e4chst, ob Ihre Website \u00fcberhaupt bez\u00fcglich Google Fonts betroffen ist:<\/p>\n\n\n\n

https:\/\/www.e-recht24.de\/google-fonts-scanner<\/a><\/p>\n\n\n\n

Falls der Check einen Alarm liefert, sollten Sie den letzten Knoten, also den Schriftserver von Google ausschalten, indem Sie die Schriftarten direkt auf den Rechner Ihrer Website herunterladen und von dort an den Besucher ausliefern. Das nennt sich dann \u201cGoogle Schriftart lokal einbinden\u201d. Es gibt verschiedene M\u00f6glichkeiten, die je nach Website variieren. In WordPress liefert das PlugIn “OMGF<\/a>” durchaus brauchbare Resultate. Manchmal muss man dem Ganzen aber manuell zu Leibe r\u00fccken. Bitte sprechen Sie uns f\u00fcr eine \u00dcberpr\u00fcfung an<\/a>.<\/p>\n\n\n\n

Was tun, wenn man eine Abmahnung bzw. einen Vergleich erhalten hat?<\/h2>\n\n\n\n

Hier k\u00f6nnen und d\u00fcrfen wir nat\u00fcrlich keinen juristischen Rat geben. Aber an dieser Stelle ein paar Denkanst\u00f6\u00dfe \ud83d\ude09<\/p>\n\n\n\n

    \n
  1. Sicherlich wird kein Mensch hunderttausende Webseiten im Netz aufrufen, die Quelldateien \u00fcberpr\u00fcfen und Screenshots machen. Dahinter verbirgt sich also wahrscheinlich ein Programm, das die betroffenen Websites abfischt. Allein dieser Vorgang ist nicht zul\u00e4ssig. Ein Anwalt kann bei Missbrauch seine Lizenz verlieren.<\/li>\n\n\n\n
  2. Falls es sich offenbar um eine Massenabmahnung handelt (was man durch eine Suche schnell herausfindet) stellt sich die Frage. Unter Hundertausenden von Anschreiben \u2013 wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Kanzlei die M\u00fche macht, genau Sie zu verklagen, wenn Sie einfach gar nichts unternehmen?<\/li>\n\n\n\n
  3. Ein weiterer Punkt ist, dass Google darauf hinweist, dass bei der Auslieferung der Schriften gar keine IP-Adressen protokolliert werden. Siehe hier https:\/\/developers.google.com\/fonts\/faq<\/a>.<\/span><\/li>\n\n\n\n
  4. L\u00e4sst man es zum Verfahren kommen w\u00e4re auf jeden Fall auch ein interessanter Aspekt, dass die Schriftarten-Server von Google in einem so genannten CDN (Content Delivery Network) liegen. Das ist ein Verbund mit lauter gespiegelten Servern, damit man jeweils die Daten aus dem n\u00e4chstgelegenen Knotenpunkt im Internet abruft. Und in diesem Falle w\u00e4re der n\u00e4chst gelegene Server des CDN in Europa. Eventuell hat also die IP-Adresse des “Mandanten” die Grenzen nie verlassen. Dies kann man aus einem einfachen Screenshot nicht ablesen.<\/li>\n<\/ol>\n\n\n\n

    Einige weitere Tipps finden Sie ebenfalls bei e-recht\u2026<\/a><\/p>\n\n\n\n

    F\u00e4lle bei uns und Fazit<\/h2>\n\n\n\n

    Wir haben jetzt nochmals alle unserer Kundenseiten \u00fcberpr\u00fcft, die auf unseren Systemen laufen, und keine Webseiten gefunden, die Schriften vom Google Server nachladen.<\/p>\n\n\n\n

    Leider berichten inzwischen 3 Kunden, deren Website wir betreuen, dass sie entsprechende Schreiben erhalten haben, obwohl wir bereits im Februar damit begonnen hatten, Schriften nur noch Lokal einzubinden. Nachforschungen ergaben dann, dass es ein WordPress-PlugIn gab, das dazu f\u00fchrte, dass die Schriften nachgeladen wurden. Inzwischen haben wir diesen Fehler behoben, aber so etwas ist nat\u00fcrlich \u00e4rgerlich.<\/p>\n\n\n\n

    Mit einem unserer Kunden werden wir nun gemeinsam gegen diese Art von Abmahnung vorgehen. Wenn es m\u00f6glich ist, werden wir Sie hier im Blog auf dem Laufenden halten.<\/p>\n\n\n\n

    Ein Gutes hat die Sache nun auch wieder: Wir besch\u00e4ftigen uns nun noch intensiver mit dem Thema DSGVO und k\u00f6nnen Ihnen diesbez\u00fcglich weiteren Rat geben. Au\u00dferdem schreib ich endlich wieder Newsletter \ud83d\ude42<\/p>\n\n\n\n

    Bei Fragen z\u00f6gern Sie nicht uns bei Fragen zu diesem Thema zu kontaktieren!<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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