“Mal eben schnell” ist wohl die fatalste Satzphrase, die es gibt. In dem Moment, in dem man sie nur denkt, ist man dazu verdammt, Murphys Law zu spüren und man ahnt: Es wird richtig lange dauern!
Daher möchte ich mich mit diesem Artikel bei den Newsletter Leserinnen und Lesern für die späte Ausgabe entschuldigen. Ich weiß ja, dass ihr voll Spannung jede einzelne Sekunde gezählt und voller Qual auf euren Postkasten geschaut habt.
Warum es so lange gedauert hat war: Ich suchte ein neues Newsletter-System. Mal eben schnell. Ein paar Newsletter schreiben, eine Empfängerliste auswählen, versenden. Kann doch nicht so schwer sein. Was ich nicht bedacht hatte: Das Internet.
Wenn man nach der Phrase “Newsletter System” sucht erhält man bei Google sage und schreibe ca. 590.000 Treffer. Die ersten Seiten sind dabei Vergleichsportale: “Alle Newsletter Tools, Alle Anbieter”, “Die 10 Besten Newsletter Systeme”, “die 4 Besten Newsletter Systeme 2021”, “59 Newsletter Lösungen, die Sie jetzt kennen sollten” … Man merkt gleich, das ganze wird sich so einfach gestalten wie “Ich brauche ein Auto”.
Also erst mal in mich gehen. Was brauche ich eigentlich?
Anforderung 1: Das Schreiben muss auch Spaß machen!
Einen Newsletter zu schreiben ist Arbeit. Um Arbeit schmackhafter zu machen, sollte man die Rahmenbedingungen so einfach wie möglich machen. Es gibt nichts schlimmeres als einen Texteditor benutzen zu müssen, der nicht richtig funktioniert oder der aus meinen Formatierungen internetgalaktischen Müll macht. Ein gutes Beispiel ist der alte Texteditor von Sendy, dem Newsletter-System, das ich bis dato benutzt habe. Es ist schlank und funktioniert und kann sich wunderbar mit Amazon SES verbinden, aber nützt beim Schreiben alles nichts: Die Eingabe ist eine Qual. Immer wenn ich fertig war und auf die Vorschau ging, waren plötzlich Zeilenabstände nicht mehr richtig, Absätze waren doppelt usw., Formatierungen stimmten nicht mehr.
Ich konnte die Fehler dann zwar im HTML Quelltext beheben, aber mal ehrlich, Spaß macht diese Art des Schreibens nicht. In einem langen Text, <p> und <br> und <a> Tags nachträglich zu setzen bzw. zu löschen ist so ähnlich wie die Wäsche von weißen Fusseln zu befreien, nachdem man mal wieder das Papiertaschentuch mit gewaschen hat. Schlimmer war es sogar, als ich Texte in Libre Office vorgeschrieben hatte und dann hineinkopieren wollte. Die Formatierung war so kaputt, dass es aussah, als hätte ich psychoaktive Substanzen beim Schreiben eingenommen. Hatte ich aber gar nicht. In solchen Momenten lebt das Notebook äußerst gefährlich, obwohl es ja wirklich nichts dafür kann.
Wenn Sie also ein neues Newslettersystem ausprobieren, testen Sie erst mal, ob Ihnen die Bedienung angenehm ist. Schreiben Sie einen Brief oder kopieren Sie Ihren geschriebenen Brief in den Editor und schauen was passiert.
Anforderung 2: Wenn wir schon dabei sind, dann bitte volle Integration in unsere Website
Ich wollte gern, dass sich das Newslettersystem gut mit unserer Website integriert. Wir benutzen zurzeit eine WordPress-Website und wir führen einen Blog. Diese Blogbeiträge sollen regelmäßig im Newsletter hinterlegt werden.
Und umgekehrt gilt das Gleiche: Warum nicht einfach eine Newsletter-Story als Blogbeitrag? Sie lesen gerade eine…
Wenn ich das Newsletter-System also direkt auf unserer WordPress Website benutze, dann spare ich mir das hin- und herkopieren von Bildern und Text zwischen zwei verschiedenen Systemen.
Außerdem halten wir den Inhalt des gesamten Newsletters direkt als Web-Vorschau auf unserer Domain mainetcare.de und auch das bedeutet wieder Futter für die Suchmaschinen. Die Web-Vorschau eines Newsletter ist eine Funktion, die jedes Newsletter-System mitbringt: Ich erhalte den Newsletter als Mail, finde dort aber auch einen Link, mit dem ich mir das ganze noch mal jederzeit online anschauen kann. Sie finden den Weblink meistens am Ende jeden Newsletters.
Und wenn man schon dabei ist: Schön wäre es doch, wenn ich beim Schreiben des Newsletters einfach die bereits fertigen Blogbeiträge von unserer Website auswählen und einfügen kann ohne viel “copy-paste”. In etwa so:
Anforderung 3: Wenn wir schon die Amazone haben, soll sie auch für uns arbeiten.
Viele Mails auf einmal zu versenden ist keine einfache Sache. Wenn Sie ein normales Hosting-Paket besitzen, dann verbietet in der Regel Ihr Provider den Versand von Massen-Emails. Die Mails müssen außerdem zuverlässig versendet werden und man braucht ein Protokoll über den Versand. Am wichtigsten jedoch ist, dass die Mails so SPAM-sicher wie möglich ausgeliefert werden. Was nützt das schönste Mailing, wenn die Briefe im SPAM Ordner landen? Hierbei spielt die richtige IT-Technik eine bedeutende Rolle. Das ist auch der Grund warum es so viele Anbieter auf dem Markt gibt. Man braucht ein Basis Adminwissen wie Mail funktioniert, um ein eigenes Newsletter-System zum Laufen zu bringen.
Für uns bietet bietet sich das Produkt Amazon SES als externes Versandsystem an. Es ist zuverlässig und kostengünstig und sogar DSGVO konform. Wir haben sowieso bereits eine Infrastruktur bei Amazon Web Services (AWS) für unsere speziellen Web-Applikationen und unsere KI-Suche und im Zuge dessen ein Kontingent von 50.000 Mails pro Monat. Das reicht für mehrere Newsletter am Tag 🙂
Anforderung 4: Keine Drittanbieter-Plattformen
Die meisten Newsletter-Systeme gibt es als Drittanbieter Plattformen, d.h. man meldet sich als Benutzer an einer Website an und verwaltet von dort seine Newsletter und weitere Mailmarketing-Funktionen. Die gängigsten Vertreter in Deutschland wären SendInBlue, CleverReach, RapidMail. Ein externer Verwalter hat natürlich den Vorteil, dass man sich um den Mailversand (Siehe oben) keinen Kopf machen muss, das regelt der Anbieter. Viele bieten zudem für wenige E-Mails ein kostenloses Grundpaket, was z.B. die Beliebtheit von SendInBlue erklärt, dort kann man 300 Mails pro Tag kostenlose versenden. Für viele kleine Selbstständige reicht das Dicke.
Aber dennoch wollte ich das nicht. Die Kosten spielen hierbei weniger die Hauptrolle, als vielmehr zwei andere Argumente:
- Erstens ist man wieder von den Marketing-Launen eines weiteren Anbieter abhängig. Zum Beispiel wird beschlossen, die Oberfläche zu ändern für ein “neues, noch besseres Benutzererlebnis”. In letzter Zeit ist das scheinbar der Trend. Meistens bedeutet es für den regelmäßigen Bearbeiter, dass gewohnte Workflows nicht mehr funktionieren. Ich möchte die Bedienung im Griff haben und auch die funktionalen Bedingungen. Die Kosten sowieso. Daher war die Anforderung: Das installieren wir auf unserem System und haben eine gewisse Kontrolle. Wenn mir neue Versionen nicht gefallen sollten, brauche ich sie nicht einzuspielen.
- Die Eingriffsmöglichkeiten sind beschränkt.
Was bleibt übrig?
Letztendlich blieben bei der Recherche noch diese Kandidaten als WordPress Plug-In übrig:
- ALO Newsletter (kostenlos)
- Mailster (einmaliger Kaufpreis ca. 90,- EUR)
- MailPoet (kostenlos bis 2000 E-Mails)
- The Newsletter PlugIn (ca. 69,- EUR pro Jahr)
- WordPress Newsletter PlugIn von Tribulant (ca. 65 EUR pro Jahr)
ALO Newsletter fällt ein bisschen heraus, da es eigentlich keine Integration mit Amazon SES bietet, sondern das müsste man wohl selber programmieren, aber hey – kostenlos! Trotzdem habe ich mich dagegen entschieden, da es nur noch sehr sporadisch weiter entwickelt wird und die Schere zwischen dem PlugIn und der WordPress Welt dadurch immer weiter aufgeht. Bei derartigen Tendenzen ist es dann nur noch eine Frage der Zeit bis einem das ganze bei irgendeinem Update in der Zukunft von WordPress oder der Serversoftware um die Ohren fliegt – und dann geht gar nichts mehr.
Letztendlich haben wir uns für Mailster entschieden, da es für einen einmaligen Kaufpreis erstaunlich gute Kritiken erhalten hat und ein erster Test richtig gute Ergebnisse geliefert hat.
Lange Schreibe, langer Sinn: Ich werde in Zukunft berichten, bzw. Sie können es dann selbst lesen, wie ich mit diesem System zurecht komme. Und ich hoffe, ich konnte Sie mit diesem Bericht etwas inspirieren und den Wald sichtbarer machen.
Wenn Sie vorhaben, selbst auch Newsletter für Ihre Gemeinde zu schreiben, dann melden Sie sich bei uns. Inzwischen kenn ich die Anbieter ganz gut und wir können die für Sie passende Lösung finden. Also reingehauen in die Tasten…